Neurologische Krankheiten & ihre Kosten

Neurologische Erkrankungen sind eine der häufigsten Ursache für geistige und körperliche Beeinträchtigungen (Carroll, 2019). Eine zeitnahe Diagnostik und Behandlung kann den Verlauf neurologischer Erkrankungen verbessern und die Schwere der Symptome vermindern (Hamann, 2009). Während deutsche Krankenhäuser meist adäquate Versorgungsmöglichkeiten besitzen, kann eine Versorgung in Afrika aufgrund fehlender Mittel nicht oder nur suboptimal realisiert werden (Aarli et al., 2007; WHO, 2006). Eine Krankenkasse gibt es in Gambia nicht, Betroffene müssen selbst für ihre Behandlungen aufkommen.

Der Schlaganfall

Der Schlaganfall bezeichnet Gehirnerkrankungen, bei denen durch einen Verschluss von Blutgefäßen im Gehirn oder durch eine Hirnblutung Hirngewebe geschädigt wird. Schlaganfall in Afrika befrifft im Vergleich zu westlichen Ländern viel mehr jüngere Menschen und ist mit einer viel höheren Rate an schwerer Behinderung und Tod assoziiert. 

In Afrika erleiden jährlich circa 500 000 Personen einen Schlaganfall (Adeloye, 2014). 

Für eine angemessene Diagnostik wird dringend die Computertomographie (CT) benötigt (Hacke, 2015). Dabei betragen die Kosten in Gambia für ein CT eines Patienten ca. 33,46 € eine Summe, die Patienten und deren Familien in der Armutssituation in der Regel zeitnah nicht aufbringen können.  

Die am häufigsten genutzte medikamentöse Therapie ist im Rahmen der Schlaganfall-Behandlung die Thrombolysetherapie, d.h. die Therapie mit einem Medikament das Blutgerinnsel im Gehirn auflösen kann.

Die Behandlung eines Schlaganfallpatienten mit einem solchen Medikament kostet in Deutschland circa       650 € (Rote Liste. Es gäbe jedoch günstigere Alternativen). In Gambia sind die für die Lysetherapie genutzten Medikamente aufgrund des Preises bisher überhaupt nicht verfügbar und die Patienten bleiben somit unbehandelt. 
 

Entzündliche Erkrankungen des Nervensystems

Entzündliche Erkrankungen des Nervensystems können erregerbedingt sein oder durch autoimmune Prozesse ausgelöst werden. Im Rahmen der erregerbedingten Erkrankungen können vor allem Infektionen mit Viren, Bakterien oder Malariaerreger zu Entzündungsprozessen führen. Dabei wird von einer Meningitis gesprochen, wenn die Hirnhäute betroffen sind, und von einer Enzephalitis, wenn die Hirnsubstanz selbst betroffen ist (Mattle & Mumenthaler, 2015). Gerade von einer Meningitis sind in Afrika sehr viele Menschen betroffen (Novak et al., 2019).

Außerdem führen auch autoimmune Prozesse zu Erkrankungen des zentralen Nervensystems (Mattle & Mumenthaler, 2015). Vor allem die Multiple Sklerose (MS) ist auch in Afrika häufig (Hacke, 2015). Während die Behandlung infektiöser Hirnerkrankungen mittels Antibiotika erfolgt, werden autoimmune Erkrankungen mit verschiedenen immunsuppressiven oder immunmodulatorischen Medikamenten behandelt. Die Behandlung mittels eines Antibiotikums kostet in Gambia 0,42 € – 1,67 € pro Patient (Angaben des ETHS) und die mit immunsupressiven Medikamenten wie Cortison, ca. 7 € pro Tag. Beides ist für die Patientinnen und Patienten in Gambia zu teuer.  

Epilepsien

Im Rahmen von epileptischen Anfällen kommt es zu starken Entladungen im Hirngewebe, die meist nur kurz andauern, aber manchmal für Stunden anhalten und tödlich oder in Behinderungen enden können (Status epilepticus) (Hacke, 2015). Epilepsie kommt in Afrika besonders häufig vor (Ba-Diop et al., 2014; Hacke, 2015) und ist dort häufig Folge einer Hirnschädigung durch eine Meningitis oder Malaria, einen Schlaganfall oder ein Schädel-Hirn-Trauma. Während die Diagnostik einer Epilepsie in Deutschland primär mithilfe eines EEG’s, MRT’s oder eines CT’s durchgeführt wird (Hacke, 2015), besteht in Afrika nur begrenzt die Möglichkeit, eine Epilepsie zu diagnostizieren (Chin, 2012). Auch die in westlichen Ländern üblichen Medikamenten zur Verhinderung von Anfällen fehlen in Afrika meist (Chin, 2012).